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Tabakbauverein feierte sein 75jähriges Bestehen (10.3.04)

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Tabakbauverein feierte sein 75jähriges Bestehen

Der Tabakbauverein Oftersheim besteht 75 Jahre. Er hatte guten Grund dieses Jubiläum am 20. März im Kronprinzen-Saal würdig zu feiern und auf die Entwicklung des Tabakanbaus in der Gemeinde und die Vereinsarbeit zurückzublicken.

Der Tabakanbau in Oftersheim lässt sich nachweislich bis ins Jahr 1677 zurückverfolgen. Oftersheim zählt daher zu den ältesten Tabakanbaugemeinden. In der Heimat-Chronik von Franz Volk und dem Oftersheim-Buch von Karl Frei ist geschichtlich Interessantes festgehalten.

Der erste Tabak in der Kurpfalz soll in der Oftersheimer Hardtlache angebaut worden sein. Vier Hugenotten, die nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes im Jahre 1675 durch Ludwig XIV fluchtartig ihre Heimat an der Loire verlassen hatten, fanden mit vielen anderen Aufnahme in der Kurpfalz und erhielten vom reformierten Kurfürst Karl Gelände, um ihre Tätigkeiten wieder ausüben zu können. Mit der Überlassung von 6 Morgen Land in der Hardtlache war der Weg für den Einzug der neuen Kulturpflanze Tabak bereitet. Die vier Hugenotten rodeten, unterstützt von den kurfürstlichen Forstknechten, den vom 30jährigen Krieg noch verwilderten Boden und pflanzten darauf Tabak. Sie hatten aus ihrer alten Heimat den Samen und Anbaukenntnisse mitgebracht. Wenige Jahre später bauten Einheimische Tabak an und zu Beginn des 18. Jahrhunderts brachten Fuhrwerke das wertvolle Gut zur kurfürstlichen Tabakmanufaktur nach Mannheim.

Bis heute prägen im Sommer Tabakfelder und Spargelacker die Oftersheimer Feldmark weitgehendst. Sie gehören wie die Sanddünen und der Wald zum charakteristischen, reizvollen und vertrauten Landschaftsbild der Gemeinde. Der Tabakverkauf in früher Zeit erfolgte offensichtlich unter Federführung der Gemeinde. So soll die Kommune im Jahre 1848 insgesamt 2029 Zentner, davon allein 405 Zentner von Ludwig Koppelt verkauft haben. Im Jahre 1881 belief sich die Anbaufläche auf 50 ha und 1890 auf 62 ha. In den Folgejahren ging der Anbau zurück und konzentrierte sich auf die Vollerwerbsbetriebe, was sich nach dem Ersten Weltkrieg wieder änderte.

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts brachten die Preise im Rohtabak-Handel die Bauern um einen Teil der Früchte ihrer Arbeit. Einige Oftersheimer Pflanzer setzten, sich für einen Zusammenschluss der Erzeuger und gemeinsames Vorgehen ein. Viele konnten sich damals mit diesem Gedanken noch nicht anfreunden. So gründeten am 23. Februar 1929 nur 14 vorausblickende Männer mit zusammen 12 ha Anbaufläche den Tabakbauverein Oftersheim. Die gesamte Anbaufläche in Oftersheim betrug damals 49 ha. Die Zahl der Pflanzer belief sich auf 80.

Der Verein verfolgte seine Ziele konsequent und erfolgreich. Schon im Gründungsjahr gab es Grund zur Freude, als die Vereinsmitglieder für ihre Ernte 5 RM pro Zentner mehr erlösten, als die nichtorganisierten Pflanzer. Dies verfehlte seine Wirkung natürlich nicht. Nach drei Jahren waren alle Pflanzer im Verein zusammengeschlossen. Gemeinsam war man stärker. Eine weitere Vereinsaufgabe wurde darin gesehen, den Anbau von Qualitätstabak unter Beachtung der unterschiedlichen, örtlichen Bodenverhältnisse zu fördern. Schließlich bereiteten die jährlichen Tabakverwiegungen beim Verkauf mangels geeigneter Plätze bzw. Gebäude den Verantwortlichen immer wieder Kopfzerbrechen. Ältere erinnern sich noch daran, dass in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren die Tabakverwiegung und der Verkauf in der sogenannten „Duwakshalle" in der Mannheimer Strasse erfolgte. Das Gebäude ist heute Getränkelager der Fa. Wein-Weber und war vor dem Bau der Kurpfalz-Apotheke von der Mannheimer Strasse her erschlossen. Über den großen Toren im Sichtmauerbereich ist noch heute der Name K. Koppert sowie die Jahreszahl teilweise verdeckt sichtbar, was auf den Bauherrn und das Baujahr schließen lässt. Im Jahre 1949 entschlossen sich die Landwirte zum Bau einer Wiegehalle auf Gemeindegelände beim alten Messplatz an der Mozartstrasse. Im Zusammenhang mit der Ortskernsanierung musste die Halle im Jahre 1972 aufgegeben werden. Mit Unterstützung der Gemeinde entstand dafür die heutige Wiegehalle im Bauhof der Gemeinde, wobei der Verein beachtliche Mittel investieren musste.

Der Tabakanbau war und ist neben dem Spargelbau eine wichtige bzw. die wichtigste Existenzgrundlage der örtlichen Betriebe. In Notzeiten diente der Tabakanbau auch oft dem Nebenerwerb, was aus der Zahl der Pflanzer ersichtlich ist. So bauten 1934 90 Pflanzer auf 47 ha Tabak. Der damals größte Anbaubetrieb hatte 1,32 ha bepflanzt, der kleinste Tabakanbauer mühte sich auf 5 ar. Die weitere Entwicklung zeigen folgende Zahlen: 1935: 47 ha und 90 Pflanzer, 1939: 45 ha und 78 Pflanzer, 1949: 43 ha und 92 Pflanzer, 1959: 31 ha und 71 Pflanzer, 1969: 26 ha und 44 Pflanzer, 1979: 35 ha und 23 Pflanzer, 1988: 47 ha und 24 Pflanzer, 2000: 76 ha und 17 Pflanzer und im Jubiläumsjahr 2004: 83 ha und 18 Pflanzer. Bis 1948/49 wurde überwiegend die Sorte „Gendertheimer" angebaut und seither pflanzt man in Oftersheim die Sorte „Burley".

Der Tabakbauverein Oftersheim wurde stets von verantwortungsbewussten, engagierten Vorständen geführt. Von 1929-49 war Georg Jakobi Vorsitzender, von 1949-55 August Hahn, von 1955-67 Hermann Seitz, von 1967-79 Philipp Jakobi und seither, also bereits 25 Jahre, Kurt Siegel. Gemeinsam mit anderen Vorstandsmitgliedern wie z.B. Gerhard Siegel (43 Jahre Geschäftsführer) und Erwin Seitz (Stellv. Vorsitzender im Landesverband Baden-Württemberg) wurde immer gute Arbeit geleistet und den gemeinsamen Interessen um gerechte Verkaufserlöse Rechnung getragen.