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20 Jahre Natur AG (4.2.22)
Rubrik: | Örtliche Grundschulen |
Herausgeber: | Gemeinde Oftersheim - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit |
Von Wildbienenhotels, Hauswinkelspinnen und Straßenumfragen
Die Natur war schon immer da, auch schon, bevor der Homo sapiens - der Mensch - auf der Bildfläche erschien. Dass der Mensch diese Natur, ohne die er nicht leben kann, schützen muss, hat mittlerweile eine existentielle Bedeutung. Schließlich sind wir Zweibeiner für viel Umweltverschmutzung verantwortlich.
Ein Bewusstsein für die Natur auch vor der eigenen Haustür zu vermitteln, das ist eine der Aufgaben der Oftersheimer Natur AG. Dieses Angebot für die Kinder der zwei Grundschulen gibt es jetzt seit 20 Jahren. Und noch immer sind dafür dieselben zwei Männer zuständig: Peter Rösch und Holger Hitzelberger.
Beide kamen aus der evangelischen Jugendarbeit und haben Biologie studiert. Und schon als Studenten gründeten sie eine Firma, die hieß „Na-Tour GbR - Werkstatt für naturbezogenes Lernen“. Bei den Kommunen in der Region fragten sie an, ob Bedarf daran besteht. In Oftersheim nahmen sie erstmals 2001 an einer Veranstaltung zum Thema Energiesparen teil; sie boten sogenannte Energiesparkurse für Kinder an. Im Rathaus unter dem damaligen Bürgermeister Helmut Baust sah man Potential, und schließlich wurde die Natur AG als regelmäßiges Angebot eingerichtet.
Am 24. Januar 2002 war das erste Treffen, nachdem Rösch und Hitzelberger Infozettel an alle Oftersheimer Schüler*innen verteilt hatten. Bei diesem Vorbereitungstreffen in einem Klassenzimmer waren die beiden doch überrascht von der Nachfrage, an die 80 Kinder waren erschienen, das Zimmer platzte aus allen Nähten. In diesem ersten Jahr waren sowohl an der Friedrich-Ebert- als auch an der Theodor-Heuss-Schule durchschnittlich 65 Kinder in fünf Gruppen in der Natur AG aktiv. Eines der ersten Projekte war, dass gemeinsam Wildbienenhotels gebastelt wurden.
Über die Jahre hinweg hat sich am Prinzip nicht viel geändert. Peter Rösch und Holger Hitzelberger treffen sich planmäßig nach Schulschluss mit den angemeldeten Kindern, machen regelmäßig kleine Ausflüge mit ihnen, etwa in den Wald oder an den Leimbach, da geht es dann zum Beispiel um Krötenwanderung oder Pflanzen auf den Dünen. Themen werden auch im Klassenzimmer erarbeitet (jedenfalls bis Corona war das der Fall), und es gibt immer aktuelle Bezüge: fairer Handel, Massentierhaltung, Klimawandel und Energiewende. Die Kinder sind zum Selbermachen aufgerufen. Dazu gehörte (bis Corona), auch Umfragen unter der Oftersheimer Bevölkerung zu machen. Die Ergebnisse wurden gemeinsam ausgewertet und regelmäßig in einen Bericht gepackt und in der Presse veröffentlicht. Aber auch die Praxis kommt nicht zu kurz. An der THS wurde ein Schulgarten angelegt, hier entstand eine Teich AG, die schließlich von der Hang AG abgelöst wurde. Gespielt wird auch immer. Oder Kinder konnten ihre Haustiere mitbringen. Oder Peter Rösch brachte eine Hauswinkelspinne mit: „Da ist dann erstmal Panik, die Kinder halten Abstand. Schließlich trauen sich aber immer mehr, die Spinne über ihre Hand laufen zu lassen.“ Da gibt es dann auch mal Rückmeldungen von den Eltern, in der Regel positive, wie Rösch betont. Den Eltern fiele auf einmal auf, dass die Kinder gar keine Angst mehr vor Spinnen hätten. Oder es käme vor, dass das Billigfleisch nach Protesten des Nachwuchses wieder in das Kühlregal zurückwandere.
Über mangelndes Interesse seitens der Kinder können Peter Rösch und Holger Hitzelberger in den zwanzig Jahren jedenfalls nicht klagen. Im laufenden Schuljahr stehen 133 Kinder in immer noch fünf Gruppen auf ihrer Natur AG-Liste, also doppelt so viele wie zu Anfang. Und die Kinder kommen immer: „Wir freuen uns, dass sie sogar bei schönstem Schwimmbadwetter in der Natur AG erscheinen.“ Die beiden Biologen machen offenbar das richtige Angebot.