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Gemeindemuseum: Neue Ausstellungsbereiche eröffnet (17.6.22)

Rubrik:

Gemeinde- und Forstmuseum

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Ort:

Gemeindemuseum

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Blick in den neu gestalteten Bereich des Gemeindemuseums zur Ortsgeschichte. Bürgermeister Jens Geiß begrüßt die geladenen Gäste zur Eröffnung. Ehrenbürger, Gemeinderäte und der Ehrenvorsitzende des HuKO schauen sich in der Römerstube um. Ehrenbürger und Gemeinderäte informieren sich im neuen Teil der Ortsgeschichte. Vorstand Dieter Burkard erläutert Vereinsmitgliedern eine Schautafel. Mitglieder des Heimat- und Kulturkreises nehmen in der neu eingerichteten Schulstube Platz.

Rund zwei Jahre war es pandemiebedingt überwiegend geschlossen, seit Ende Mai stehen die Tore des Oftersheimer Gemeindemuseums wieder regelmäßig für Besucher weit offen. Doch herrschte während dieser Zwangspause in den Ausstellungsräumlichkeiten der beiden Bauerngehöfte in der Mannheimer Straße zeitweise durchaus emsiges Treiben, wenn auch auf andere Weise, denn viele rührige Mitglieder des betreuenden Heimat- und Kulturkreises haben dort zwei Themenbereiche neu geschaffen beziehungsweise arrangiert.

Die „Ausstellung zur Dorfgeschichte“, als eigentliche Keimzelle des Museumskomplexes unter diesem Namen seit 1977 im ehemaligen Pferdestall des Hauses Nr. 59 untergebracht, erfuhr schon mehrere Veränderungen, aber spätestens seit in der rechten Hälfte des überwölbten Raumes vor einigen Jahren das Thema „Römerzeit“ Einzug gehalten hat, war eine Neukonzeption unausweichlich. Der Zweite Vorsitzende Gerhard Frei entwickelte hierzu diverse Anregungen, um die verbliebene Ausstellungsfläche optimal auszunutzen, ohne sie jedoch, wie andernorts manchmal zu beobachten, zu „überfrachten“. So entstand eine ausgewogene Kombination aus Vitrinen mit einem außergewöhnlichen Erläuterungskonzept, Wandtafeln und sogenannten Rollups, die als vertikale Elemente dem Raum Struktur verleihen und interessierte Personen in einem Rundgang durch die Geschichte der Hardtgemeinde führen.

Von der Vor- und Frühgeschichte ausgehend, gelangen sie zu einer Übersicht von Ortsplänen, welche die bauliche Entwicklung des einstigen Bauerndorfes seit 1439 veranschaulichen, während sich die Rollups mehreren Sonderthemen widmen. Die frühesten angenommenen Siedlungsformen, Zerstörungen im 17. Jahrhundert und Wiederaufbau, einst markante Baulichkeiten und der Einzug technischer Errungenschaften werden ebenso kurz und prägnant erläutert wie auch die Herausforderungen nach dem Zweiten Weltkrieg, etwa mit dem Bau der Hardtwaldsiedlung und öffentlichen Einrichtungen wie neuem Schul- und Rathaus sowie der Kurpfalzhalle (heute Roland-Seidel-Halle). Einen Schwerpunkt bildet die Kirchengeschichte mit den Konfessionsschulen, weitere Kapitel greifen Themen wie Aus- und Zuwanderung oder den früheren Panzerübungsplatz auf. Wer sich intensiver mit der Oftersheimer Historie befassen möchte, findet quasi als Zugabe je ein Exemplar der bisher erschienenen Ortsliteratur griffbereit zum Schmökern.

Geblättert und gelesen werden darf künftig auch in Büchern der neu geschaffenen Schulstube in der zweiten Ebene des Tabakschuppens im Hof nebenan. Wo zuvor Küche und „Schlofschdubb“ bäuerliche Wohnkultur um 1900 dokumentierten, lädt jetzt eine Rundbogen-Türöffnung ein zum Besuch der „Volksschule Oftersheim“, wie die Aufschrift darüber verkündet. In der Tat wähnt man sich nach dem Eintreten in einem Klassenzimmer vor rund einem Jahrhundert, mit den klassischen Zweier-Schulbänken nebst integriertem „Dindefessl“ und bereitgelegter Schiefertafel, Lehrerpult, drehbarer Tafel und nicht zuletzt dem berüchtigten Rohrstock... Der kam vor allem dann zum Einsatz, wenn die gerahmte „Schul-Ordnung für die Kinder“ anno 1890 nicht befolgt wurde. Wenn auch nicht alle Ausstattungsstücke aus Oftersheim stammen, so fühlen sich insbesondere ältere Besucher vor allem beim Platznehmen auf dem knarrenden hölzernen Gestühl an ihre eigene „Penne“ erinnert.

Diese Erfahrung konnten neulich auch die geladenen Gäste bei der offiziellen Eröffnung machen, als sie erstmals neben der Dorfgeschichte auch diesen neuen Abschnitt des Oftersheimer Museums betreten durften und an der Wand die alten Klassenbilder mit den noch bekannten Lehrerpersönlichkeiten in Augenschein nahmen. Vertreter des Gemeinderats und Ehrenbürger, unter ihnen die Altbürgermeister Siegwald Kehder und Helmut Baust, waren sichtlich beeindruckt ob der neu gewonnenen Eindrücke im alten Gemäuer. Auch die Archäologin Dr. Mathilde Grünewald von den Mannheimer Reiß-Engelhorn-Museen war erneut gerne der Einladung nach Oftersheim gefolgt. Das ehrenamtliche Engagement insbesondere des Arbeitskreises „Museum“ und weiterer Personen hob denn auch der Erste Vorsitzende Dieter Burkard bei seinen Begrüßungsworten hervor und betonte, dass man vor allem Schulklassen mit den neugestalteten Teilbereichen ansprechen möchte. Er dankte ebenso Kulturamtsleiter Guido Hillengaß für die Unterstützung des Projekts vonseiten der Gemeinde, und auch Bürgermeister Jens Geiß war voll des Lobes angesichts der vielen erbrachten Arbeitsstunden im Dienste der Oftersheimer Ortsgeschichte.

Wer den Schulsaal besuchen möchte, passiert unweigerlich auch die „Katscher Heimatstube“ und wird dort unmittelbar mit den Themen Flucht und Vertreibung während und nach dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert – ein Kapitel, das seit Ende Februar mitten in Europa eine dramatische Aktualität erfährt. Aus diesem Anlass gestalteten Anna Kirchner von der Katscher Heimatgemeinschaft und Dieter Burkard eine Schautafel, die anhand von Fotos und Presseberichten der letzten Jahrzehnte mit dem Ukraine-Krieg auch die jüngsten Ereignisse veranschaulicht.

Nach dem obligatorischen „Prost“ luden die Vorstandsmitglieder Gerhard Frei und Helmut Spieß die Gäste ein zu Führungen durch Ortschronik und Schulstube – diese Ehre hatten zwei Tage zuvor bereits viele Vereinsmitglieder bei ihrer eigenen kleinen Einweihungsfeier. Und inzwischen durften sich auch schon erste Besuchergruppen von der ergänzten Ausstellungsvielfalt überzeugen – es gelten wieder die üblichen Öffnungszeiten, der zweite und vierte Sonntag im Monat von 10.30 bis 12.30 Uhr. Weitere Infos zu Museum und Verein gibt es unter www.huko-oftersheim.de.

(Autor: Hans-Peter Sturm)