Wein-Tasting – Weinprobe in Oftersheim (14.6.24)

Rubrik:

Veranstaltung und Ortsgeschichte

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Plakat mit der Einladung zum Wein-Tasting am 22. Juni

Plakat mit der Einladung zum Wein-Tasting am 22. Juni

Am Samstag, 22. Juni, sind Weinliebhaber und solche, die es noch werden wollen, in die Scheune der Mannheimer Straße 59 eingeladen: zum Wein-Tasting ab 17.00 Uhr.

Sie dürfen eine kleine Auswahl an Weinen des Weinguts Berizzi probieren, die dann auch käuflich vor Ort erworben werden kann, außerdem können Sie auch Ihren Hunger stillen mit Flammkuchen. Und damit das Ganze noch unterhaltsamer ist, gibt es Live-Musik dazu.

Eine Weinprobe in Oftersheim ist naheliegender als mancher vielleicht denken mag. Auf den ersten Blick ist Oftersheim kein klassisches Weinanbaugebiet. Tatsächlich gab es aber Zeiten, in denen hier Rebstöcke gepflanzt waren und Wein hergestellt wurde. Unglaublich, aber wahr: Oftersheim soll zu verschiedenen Zeiten die größte Weinbaugemeinde in der nordbadischen Rheinebene gewesen sein.

Typisch für den Weinbau in Oftersheim war, dass er sich auf die Herstellung eines Haustrunkes beschränkte. Die Oberlin-Reben, auch Schwarze Franzosen genannt, ergaben einen tiefroten, schweren Wein, den man liebevoll ironisch auch als Haustürschüttler und Sandbuckler bezeichnete. Die Reben wurden mitunter auch zusammen mit Mostbirnen gekeltert.
Details zum hiesigen Weinanbau liefert das Heimatbuch von Karl Frei. Hier nur ein paar Auszüge:

Obwohl der Rebbau hier bedeutungslos geworden ist, wurde die Gemeinde Oftersheim bis 1989 beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg als Weinbaugemeinde geführt und musste eine jährliche Rebbestandsmeldung abgeben, in der damals nur noch ein einziger Pflanzer verzeichnet war.

Der erste Hinweis auf Weinbau auf Oftersheimer Gemarkung ist in einem Bericht des kurfürstlichen Hofbereiters Martin Karg enthalten, der an Martini 1650 an die Heidelberger Hofkammer schrieb, dass in Oftersheim in der Fohlenweide zum Teil den Weidenbäumen die Zweige abgehauen und zu Weinbergruten gemacht worden seien.
Es ist nicht mehr festzustellen, in welchem Umfange und in welchen Gewannen damals der Weinbau betrieben wurde. Man muss jedoch davon ausgehen, dass er in dieser Zeit flächen- und ertragsmäßig nicht sehr groß gewesen sein kann, denn noch im Dezember 1820 meldet die Gemeinde an das Amt Schwetzingen: „... auch ist hier kein Weinbau noch eine herrschaftliche Kelterei.“ Hat man vielleicht versucht, den Weinbau zu verheimlichen, um Steuern und Abgaben zu umgehen?

Man kann annehmen, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf dem „Sandbuckel" die ersten Weinberge angelegt wurden. Der Verkauf eines Weinberges ist erstmals am 29.2.1844 protokolliert mit 10 Ruthen Weinberg auf dem Sandbuckel auf den Wingertspfad.
Als Lagebezeichnungen finden wir u.a.: auf die Hardtlach stoßend, rechts am Sandbuckel auf die Hardtlache, auf den Sandhügel, Wingert im Sandbuckel und 1855 gar Höllensandbuckel. Im neuen Lagebuch von 1879 wird dieses Gewann dann als Wingertsbuckel bezeichnet, das um die Friedenshöhe liegende Gebiet als Hasenkönigsbuckel.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich ein beachtlicher Rebanbau auf den ortsnahen Dünen mit einer Pflanzfläche von etwa sechs Hektar. Hinzu kam noch ein weitverbreiteter Bestand an sog. Haus- und Mauerreben. Noch in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte man an den Haus- und Hoffassaden der Wohnhäuser diese Mauerreben sehen, hohe Rebstöcke, deren Triebe auf einem Spalier in Traufhöhe hingen. Bei einer Zählung der Hybriden-Reben im Jahre 1933 hatten 426 Grundstücksbesitzer 4180 Rebstöcke am Haus und im Garten!

Im Jahre 1936 betrug die Pflanzfläche noch 3 ha 33 ar, davon immer noch 1,50 ar Hybriden (Oberlinreben) und 1,83 ha Neupflanzungen von Portugieserreben. Von der Rebschule Durlach wurde für das Frühjahr 1938 die Lieferung von Pfropf-Reben der Sorten Sylvaner, Portugieser und Müller-Thurgau in Aussicht gestellt. Von einer Anbaukommission des Landes Baden wurde ein geschlossenes Anbaugebiet festgelegt, das die Gewanne Wingertsbuckel, Hasenkönigsbuckel und Im Sand auf den Kohlwald vorsah. Der Kriegsausbruch verhinderte jedoch die Realisierung dieses Plans. In den Kriegsjahren ging die Rebfläche auf der Gemarkung auf 0,82 ha zurück.

In den Nachkriegsjahren wurden dann wieder vermehrt Oberlin- und Amerikanerreben gezogen, um den gewohnten Haustrunk herstellen zu können. Im Jahre 1947 verpachtete die Gemeinde einen Teil des ehemaligen Exerzierplatzes an den Obst-, Reb- und Gartenbauverein.

Von 1951 bis 1955 wurden von dem Verein Pfropfreben-Setzlinge der bewährten Sorte Blaue Portugieser bezogen. Sowohl in der Gartenanlage als auch in den alten Rebgewannen wurden Neu- und Umpflanzungen vorgenommen und 1960 wurden von 138 Pflanzern wieder 5 ha und 95 ar Rebfläche bewirtschaftet.

Allmählich jedoch begann eine rückläufige Entwicklung. Die Gründe für den Rückgang der Rebflächen auf Oftersheimer Gemarkung sind vielfältig. Die neuen Rebsorten erforderten eine weit stärkere Pflege als die Oberlin und waren zudem ausgesprochen frostempfindlich.

Zudem wurden Qualitätsansprüche gestellt, die von den Kleinpflanzern nicht oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand zu erreichen waren. Hinzu kam der Trend zur Anlage von Nutz- und Ziergärten mit Gartenhäusern, wie sich heute die große Anlage des Gartenbauvereins präsentiert und wie man sie auch in den anderen ehemaligen Rebgewannen findet.