Eine Zecke krabbelt auf der Haut ©Pfizer/www.zecken.de

Gesundheitsamt: Prävention und Schutz vor Zecken (1.9.24)

Rubrik:

Der Rhein-Neckar-Kreis informiert

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Zecken sind blutsaugende Parasiten und gehören zu den Spinnentieren. Durch Ihren dehnbaren Hinterleib können Zecken große Mengen an Blut aus unterschiedlichen Wirtstieren aufnehmen. Sie stellen ein Gesundheitsrisiko für den Menschen dar, da bei einem Zeckenstich über den Speichel der Zecke unterschiedliche Krankheitserreger, wie Viren, Bakterien und Einzeller auf den Menschen übertragen werden können.

Zecken können schon bei niedrigen Temperaturen aktiv sein. Höhere Jahresdurchschnittstemperaturen, z.B. als Folge des Klimawandels, tragen somit dazu bei, dass Zecken insgesamt über einen längeren Zeitraum des Jahres aktiv sind. Auch die Ansiedelung von neuen Zeckenarten durch veränderte Umweltbedingungen wird so begünstigt.

Die heimischen Zeckenarten kommen vor allem in der bodennahen Vegetation vor und bevorzugen feuchte Lebensräume, wie dichtbewachsene Bachläufe, Waldränder und angrenzenden Flächen, wie z.B. Felder, Gärten und Parks. Zur Fortpflanzung sind Zecken darauf angewiesen, dass ihr Lebensraum regelmäßig von Wirtstieren, wie Säugetieren und Vögeln aufgesucht wird. Im Gegensatz zur häufig vorkommenden Meinung lauern Zecken Menschen meist nicht von hochgewachsenen Baumen oder Sträuchern aus auf, beispielsweise indem sie sich von oben auf diese herabfallen lassen. Zecken sitzen viel häufiger auf der Spitze von Gräsern und bodennahen Pflanzen. Bei niedrigerer Luftfeuchte (viel Sonnenschein oder Wind) kehren sie von dort aus wieder in die feuchte Bodenschicht zurück.

Zecken als Krankheitsüberträger

Zu den bedeutendsten durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten in Deutschland gehört zum einen die Borreliose, eine Bakterieninfektion, die in erster Linie durch Borellien verursacht wird. Diese Krankheit kann verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Es gibt bisher gegen Borreliose keine wirksame Schutzimpfung.

Zum anderen können durch Zecken übertragene FSME-Viren eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, hervorgerufen. Diese Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kommt hauptsächlich im süddeutschen Raum vor, da Zecken in diesen Regionen verstärkt das FSME-Virus aufweisen. Der Rhein-Neckar-Kreis und alle angrenzenden Landkreise in Baden-Württemberg und Hessen sind FSME-Risikogebiete. Die aktuelle Karte der FSME-Risikogebiete in Deutschland führt das Robert-Koch-Institut online unter Epidemiologisches Bulletin 9/2023 (rki.de). Zur Prävention einer FSME-Erkrankung gibt es im Gegensatz zur Borreliose zugelassene Impfstoffe für Kinder und für Erwachsene.

Schutz vor Zecken

Zecken verfügen an den Vorderbeinen über ein spezielles Sinnesorgan. Durch eine Vielzahl an Chemorezeptoren kann die Zecke einen potentiellen Wirt schon aus größeren Entfernungen von zehn bis 15 Meter wahrnehmen. Um sich vor Zecken zu schützen wird meist empfohlen helle Kleidung anzuziehen. Dr. Steinemann, stellvertretender Referatsleiter im Gesundheitsamt, führt aus: „Zecken haben keine echten Augen und können Ihre Wirte optisch nicht erkennen, jedoch erleichtert helle Kleidung die anschließende Suche nach den Parasiten.“

Kommerziell erhältliche Wirkstoffe, die zur Abwehr von Zecken auf die Haut oder Kleidung aufgetragen werden, beispielsweise durch Sprühanwendung, verdunsten und bilden einen „Duftmantel“, der eine Veränderung des Orientierungssinns der Insekten bzw. der Zecken bewirkt. Die Tiere sind dann kurzzeitig nicht in der Lage, ihr Opfer zu lokalisieren. Jedoch ist kein Wirkmittel zu 100 Prozent effektiv und manche Mittel können sich auch belastend auf die Umwelt auswirken.

Wie vermeide ich Zeckenstiche noch?

Zecken sondern über ihren Speichel eine zementartige, klebrige Substanz ab und ihr Stechrüssel und ihre Mundwerkzeuge können viele kleine Widerhaken ausbilden. Die Parasiten sitzen somit sehr fest auf der Haut und können dort sogar mehre Tage verbleiben. Dr. Steinemann erläutert: „Zecken stechen jedoch nicht unmittelbar zu, sondern suchen sich meist innerhalb mehrere Stunden eine geeignete Stelle.“ Für den Saugakt sucht sich die Zecke gezielt Körperregionen mit relativ dünner und gut durchbluteter Haut. Aus diesem Grund ist ein regelmäßiges und gründliches Absuchen des Körpers und der Kleidung nach einem Aufenthalt im Freien sehr wichtig, da sich somit Stiche vermeiden lassen. Man sollte auch immer mit mehreren Zeckenstichen rechnen. Auch ein Abduschen kann geeignet sein Zecken abzuwaschen, sofern die Zecke noch nicht zugestochen hat. Das Duschen kann ein sorgfältiges Absuchen jedoch nicht ersetzten, sondern sollte ergänzend durchgeführt werden.

Zecken entfernen – aber richtig!

Auch wenn nicht alle Zecken mit Krankheitserregern infiziert sind, sollten die Zecken so schnell wie möglich entfernt werden. Die Übertragung von FSME-Viren kann bereits nach der Befestigung in der Haut erfolgen, die bakteriellen Borrelien werden jedoch erst nach einigen Stunden übertragen. Das Umweltbundesamt empfiehlt zum Entfernen von Zecken eine Pinzette mit sehr schmaler, gebogener Spitze zu verwenden. Eine solche Pinzette eignet sich gut um die befestigte Zecke flach an der Haut neben den Mundwerkzeugen fest zu greifen und langsam und vorsichtig zu entfernen. Dr. Steinemann warnt vor Mythen und Hausmittelchen: „Klebstoffe, Alkohole und Öle sollten bei der Entfernung der Zecke nicht verwendet werden, damit die Zecke nicht auf diese Stoffe reagieren und verstärkt Krankheitserreger in das Blut abgeben kann.“ Zudem ist bei der Entfernung der Zecke darauf zu achten, dass der Hinterleib der Zecke nicht gequetscht wird. Leichte Bewegungen und Drehungen können das Herausziehen von Zecken jedoch erleichtern.

Es kann vorkommen, dass bei der Entfernung der Zecke noch Körperreste, insbesondere Teile des Stechapparats in der Haut zurückbleiben. Der Fremdkörper wird meist von selbst nach einiger Zeit abgestoßen. Allgemein sollten jedoch möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden um Entzündungsreaktionen zu vermeiden. Falls kein geeignetes Zeckenentfernungsinstrument oder Desinfektionsmittel zur Hand ist, sollte die Zecke trotzdem immer so schnell wie möglich entfernt werden (z.B. mit dem Fingernagel), da so der Übergang von Krankheitserregern verhindert werden kann. Das Robert Koch-Institut empfiehlt zur Hilfestellung eine Bilderserie "Entfernung einer Zecke" auf den Internetseiten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Nach der Zeckenentfernung wachsam bleiben

Die Stichstelle sollte nach der Zeckenentfernung mit geeigneten Desinfektionsmitteln gereinigt und desinfiziert werden. Zudem sollte man in der Folgezeit die Stichstelle beobachten und bei auffälligen Veränderungen -beispielsweise einer Wanderröte, die bei Borrelien-Infektionen auftreten kann - oder Krankheitsanzeichen, die einem grippalen Infekt ähneln, oder auch bei Körpertemperaturerhöhung eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren und auf den Zeckenbefall hinweisen.

 

Weitere Informationen rund um das Thema Zecken

Weitere Informationen und Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken Zeckenstichen, Infektionen und zur FSME-Impfung finden sich auf der Seite des Robert Koch-Instituts (www.rki.de).