Umgang mit Misteln auf Obstbäumen (18.12.24)
Rubrik: | Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e.V. |
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Wenn ein Obstbaum im Winter leuchtend grüne Blätter, liegt das am Mistelbefall. Bildrechte LEV
Misteln haben dekoratives Laub und klebrige Beeren zur Verbreitung über Vögel. Bildrechte LEV
Die Mistel - nützlich und schädlich
Einst von Druiden und im Mittelalter verehrt, findet die Mistel auch heutzutage Verwendung in der Medizin und als weihnachtliche Dekoration. Ihre Beeren dienen vielen Vogelarten als Winterfutter.
Allerdings breitet sich die Mistel in den letzten Jahren vor allem auf Apfelbäumen derart massiv aus, dass sie für unsere hiesigen Streuobstbestände zunehmend zum Problem wird. Die Gründe für die rasante Ausbreitung sind vor allem die nachlassende Pflege von Obstbäumen und der Klimawandel, der diesen zu schaffen macht.
Was ist das Problem?
Die Mistel ist ein Halbschmarotzer, der zwar seine Energie per Photosynthese selbst gewinnt, aber dem Wirtsbaum Wasser und Mineralstoffe entzieht. Vor allem in Hitzeperioden leidet ein befallener Baum unter Trockenstress – und solche Phasen nehmen zu. Je stärker der Befall, desto geringer werden die Abwehrkräfte des Baumes. Das hohe Gewicht der Misteln führt irgendwann zum Abbrechen großer Äste, was die Vitalität des Baumes weiter verringert.
Wenn einzelne Apfelbäume wegen Mistelbefall kümmern und zugrunde gehen, ist das bedauerlich. Ist aber der Bestand ganzer Streuobstwiesen bedroht, ist das schlimm für die Natur, denn dieser Lebensraum gehört zu den Artenreichsten in Mitteleuropa. Zudem ist der Erhalt alter, oft nur regional verbreiteter Obstsorten als genetische Reserve und Kulturgut wichtig.
Was kann man tun?
Streuobstwiesen bedürfen zur Erhaltung regelmäßiger Pflege. Die Bäume müssen geschnitten, kontrolliert und bei Bedarf gewässert werden. Die Wiese sollte jährlich ein- bis zweimal gemäht oder beweidet werden.
Misteln sollte man entfernen, um den Befall weiterer Bäume zu verhindern – schon die ganz kleinen. Das geht ganzjährig, aber am unbelaubten Baum sieht man sie am besten. Im Spätwinter wird ohnehin der Pflegeschnitt durchgeführt, und Vögel brüten noch nicht. Wegen der langen Saugwurzeln, welche die Mistel in den Ast des Wirtsbaumes treibt, muss man 30-50 cm ins gesunde Holz zurückschneiden. Dies verkraftet ein Baum nur in den äußeren Kronenteilen. Allzu starker Rückschnitt kann einem bereits stark geschwächten Baum den Rest geben; im Zweifelsfall geht seine Erhaltung vor, gerade wenn vorhandene Spalten und Höhlen ihn zum wertvollen Habitatbaum machen.
Tiefer in der Krone bleibt nur die Entfernung des grünen Teils der Mistel durch Ausbrechen (günstig bei Frost) oder Abschneiden. Die Mistel wird zwar wieder austreiben, aber zumindest vorübergehend ist der Baum entlastet und die Vermehrung der Mistel über die klebrigen Beeren nicht mehr möglich.
Entfernte Misteln sollten bald gehäckselt werden. Man kann sie kompostieren, sollte sie dann aber abdecken, damit Vögel nicht an die Beeren gelangen und für Verbreitung sorgen können.
Entgegen der landläufigen Meinung steht die Mistel nicht unter Naturschutz. Lediglich für das gewerbliche Sammeln braucht man eine Genehmigung von der Unteren Naturschutzbehörde. Mit den Misteln, die bei der Baumpflege anfallen, kann man also guten Gewissens das Zuhause winterlich schmücken.
Sie haben Fragen? Wenden Sie sich an: Landschaftserhaltungsverband LEV@Rhein-Neckar-Kreis.de oder an Andrea Schemel, Fachberaterin für Obst- und Gartenbau beim Amt für Landwirtschaft und Naturschutz des RNK anfügen, A.Schemel@Rhein-Neckar-Kreis.de.