Misteln machen Apfelbäumen zu schaffen
Der Landschaftserhaltungsverband informiert
Zeigen sich Obstbäume mitten im Winter leuchtend grün, ist das verdächtig. Sie stehen dann nicht etwa in vollem Laub, sondern leiden unter starkem Mistelbefall – ein Anblick, der immer häufiger wird. In den letzten Jahren breitet sich die Mistel nämlich vor allem auf Apfelbäumen derart massiv aus, dass sie für unsere hiesigen Streuobstbestände zunehmend zum Problem wird. Die Gründe für die rasante Ausbreitung sind vor allem die nachlassende Pflege von Obstbäumen und der Klimawandel, der diesen zu schaffen macht.
Die Mistel ist ein Halbschmarotzer. Sie gewinnt zwar ihre Energie per Photosynthese selbst (daher besitzt sie das grüne Chlorophyll), aber sie entzieht dem Wirtsbaum Wasser und Mineralstoffe. Vor allem in Hitzeperioden leidet ein befallener Baum unter Trockenstress – und solche Phasen nehmen zu. Je stärker der Befall, desto geringer werden die Abwehrkräfte des Baumes. Das hohe Gewicht der Misteln führt irgendwann zum Abbrechen großer Äste, was die Vitalität des Baumes weiter verringert.
Wenn einzelne Apfelbäume wegen Mistelbefall kümmern und zugrunde gehen, ist das bedauerlich. Ist aber der Bestand ganzer Streuobstwiesen bedroht, ist das schlimm für die Natur, denn dieser Lebensraum gehört zu den artenreichsten in Mitteleuropa. Zudem ist der Erhalt alter, oft nur regional verbreiteter Obstsorten als genetische Reserve und Kulturgut wichtig.
Misteln sollte man daher unbedingt entfernen, um den Befall weiterer Bäume zu verhindern – schon die ganz kleinen. Das geht ganzjährig, aber am unbelaubten Baum sieht man sie am besten. Im Spätwinter wird ohnehin der Pflegeschnitt durchgeführt, und Vögel brüten noch nicht. Wegen der langen Saugwurzeln, welche die Mistel in den Ast des Wirtsbaumes treibt, muss man 30-50 cm ins gesunde Holz zurückschneiden. Dies verkraftet ein Baum nur in den äußeren Kronenteilen. Allzu starker Rückschnitt kann einem bereits stark geschwächten Baum den Rest geben; im Zweifelsfall geht seine Erhaltung vor, gerade wenn vorhandene Spalten und Höhlen ihn zum wertvollen Habitatbaum machen.
Tiefer in der Krone bleibt nur die Entfernung des grünen Teils der Mistel durch Ausbrechen (günstig bei Frost) oder Abschneiden. Die Mistel wird zwar wieder austreiben, aber zumindest vorübergehend ist der Baum entlastet und die Vermehrung der Mistel über die klebrigen Beeren nicht mehr möglich.
Entfernte Misteln sollten bald gehäckselt werden. Man kann sie kompostieren, sollte sie dann aber abdecken, damit Vögel nicht an die Beeren gelangen und für Verbreitung sorgen können.
Entgegen der landläufigen Meinung steht die Mistel übrigens nicht unter Naturschutz. Lediglich für das gewerbliche Sammeln braucht man eine Genehmigung von der Unteren Naturschutzbehörde.
Sie haben Fragen? Wenden Sie sich an: Landschaftserhaltungsverband LEV@Rhein-Neckar-Kreis.de oder an Andrea Schemel, Fachberaterin für Obst- und Gartenbau beim Amt für Landwirtschaft und Naturschutz des RNK, A.Schemel@Rhein-Neckar-Kreis.de.